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Die biblische Erzählung von der Sintflut, welche nur der gottesfürchtige Noah mit seiner Sippe und einer Auswahl von Tierpaaren in seiner Arche überlebte, hat bis in die Gegenwart hinein eine lebhafte Rezeptions- und Wirkungsgeschichte entfaltet. Das Wort »Sintflut« entstammt dem althochdeutschen »sinvluot«, wobei »Sin-« »immer, überall« bedeutet. Erst im 15. Jh. wurde daraus eine »Sündflut« (»sunden vlute«).

Und die Sintflut war vierzig Tage auf Erden, und die Wasser wuchsen und hoben die Arche auf und trugen sie empor über die Erde. Und die Wasser nahmen überhand und wuchsen sehr auf Erden, und die Arche fuhr auf den Wassern. […]Alles, was Odem des Lebens hatte auf dem Trockenen, das starb.

1. Mose 7, 17-22

Der Erzählstoff einer Sintflut ist in vielen Kulturen zu finden: im Alten Orient und in der griechisch-römischen Antike, aber auch bei den Kelten, den Germanen, in Indien, China oder den indigenen Kulturen Nordamerikas.

Die Schilderung vom Anwachsen der Wasser folgt einer dreistufigen Steigerung: erst steht der Platz der Arche unter Wasser, dann wird die Arche emporgehoben, und schließlich sind alle hohen Berge mit Wasser bedeckt. Darauf folgt das Verschwinden allen Lebens in drei Stufen: Alles Leben geht unter, stirbt und verschwindet von der Erde.

Folgt man den Darstellungen der Arche in der Sintflut im Laufe der Jahrhunderte, so ergibt sich ein phantasievolles und detailreiches Bild. Diese Abbildung ist der insgesamt elften Ausgabe der Luther-Bibel aus der berühmten Wittenberger Druckerei von Hans Lufft (1495-1584) und der vierten Ausgabe nach der Ausgabe letzter Hand Martin Luthers von 1545 entnommen. Hier wird die Arche als Kasten dargestellt, wie es dem biblischen Originaltext entspricht.

Biblia: Das ist: die gantze heilige Schrifft: Deudsch. D. Mart. Luth. Auffs new zugericht.
Wittenberg : Lufft, 1548.
BFSt: 9 A 5

In der mittelniederdeutschen Lübecker Bibel von 1494 wird die Arche mit einem Schiffsrumpf wiedergegeben.

Die mittelniederdeutsche Lübecker Bibel von 1494 gilt als die bedeutendste volkssprachliche Bibel vor der Reformation. Sie wurde wurde besonders durch ihre qualitativ hochwertigen Illustrationen, 152 Holzschnitte und Initialen, berühmt.

Diese Inkunabel erwarb August Hermann Francke 1705 auf seiner Hollandreise in Den Haag. Es ist davon auszugehen, dass er sich für diese Bibel nicht nur wegen ihres Alters und der anschaulichen Holzschnitte, sondern wegen ihres Druckorts Lübeck, seinem Geburtsort, interessierte.

Bibel, niederdeutsch (1494)
De Biblie mit vtlitigher achtinghe [...].
Lübeck : Steffen Arndes, 19. Nov. 1494.
BFSt: 7 A 7

Ein Bauplan für eine Arche

Im Mittelpunkt dieses Holzschnitts steht die bildfüllende, mit Holzbrettern sorgsam verschlossene Arche. Kein Fenster, nur eine Tür und eine Dachluke bilden die Öffnungen. Die Tiere sind auf Deck zu mehr zu erahnen als dargestellt. Einträchtig stehen Noah und seine Frau am Heck des Schiffs und sehen auf die tosende See, wo Menschen und Tiere um ihr Leben kämpfen.

Von dem Nürnberger Buchdrucker und Buchhändler Anton Koberger (um 1440-1513), in dessen Druckwerkstatt unter anderem Schedels Weltchronik mit etwa 1.800 Holzschnitt-Illustrationen entstand, sind 250 Drucke bekannt. Nachdem er 1504 die eigene Druckertätigkeit ganz eingestellt hat, ließ er als Verleger unter anderem noch drei Werke bei Jacques Sacon (geb. um 1472) in Lyon drucken, darunter die hier präsentierte lateinische Bibel von 1513.

Bibel, lateinisch (1513)
Sanctus Hieronymus enterpres biblie […].
Lyon : Sacon ; Nürnberg : Koberger, 1513.
BFSt: 45 A 3

Diese Abbildung der Arche besticht durch die textgetreue Darstellung als dreistöckiger Kasten. Im Mittelpunkt stehen auch hier nicht Mensch und Tier, sondern es wird nüchtern eine Anleitung zum Bauplan der Arche gegeben. Fast entsteht der Eindruck, als wolle man die Zeitgenossen auf den Untergang der Welt um 1700 vorbereiten.

In Nürnberg druckte die Familie Endter seit 1613 Lutherbibeln. Bis 1792 erschienen in diesem erfolgreichen Unternehmen 76 nachweisbare Ausgaben. Herzog Ernst von Sachsen-Gotha-Altenburg (1601-1675), genannt der Fromme, gab 1641 den Druck einer Lutherbibel mit von thüringischen Theologen überarbeitetem und ergänztem Text in Auftrag. Alle Auflagen dieses überaus populären Werkes werden als Kurfürstenbibel, Weimarer Bibel oder Ernestinisches Bibelwerk bezeichnet.
Die Illustrationen konnten je nach finanziellen Mitteln und Wünschen des Bestellers beigefügt und ergänzt werden. Unter anderem war diese Bibel mit zahlreichen erklärenden Kupferstichen ausgestattet, wie der detaillierten Bildbeschreibung der Arche Noah.

Biblia, Das ist: Die gantze H. Schrifft, Altes und Neues Testaments […].
Nürnberg : Endter, 1692.
BFSt: 1 A 9

Die Darstellung der Sintflut präsentiert wie die meisten Flutbilder die Arche Noah mit einem runden, stark geschweiften Schiffsrumpf, und einen Baum, den Menschen besteigen, um dem Wasser zu entkommen.
In dieser frühen Kinderbibel wird die Arche als gewaltiges, schwankendes Schiff auf tosender See in Szene gesetzt.

Die Arche mit einem runden, stark geschweiften Schiffsrumpf führte Johann Bocksperger (1525/35–1587) ein. Seine Zeichnungen waren Vorlage für ein Bilderalbum zur Bibel, das 1564 in Frankfurt erschien. Die großen Holzschnitte wurden in der Folge in viele Foliobibeln aufgenommen.

Biblia, Das ist: Die gantz Heylige Schrifft, Teutsch. D. Mart. Luth.
Sampt einem Register, Summarien, vber alle Capittel, vnd schönen Figuren.
Frankfurt am Main : Rab ; Feyerabend ; Han, 1564
BFSt: 8 A 4

Auch in dieser frühen Historien- und Bilderbibel für Kinder (1737/38) wird die Arche als gewaltiges, schwankendes Schiff auf tosender See in Szene gesetzt. Eindrucksvoll wirkt die Darstellung des starken, unablässigen Regens, der die Flut auslöste. Die Illustration wird pädagogisch mit einem gereimten Sinnspruch kombiniert:
Ach! Seht, wie alles wird vergehen,
Laßt uns in wahrer Buße stehen.

Kratzenstein, Christoph Heinrich: Kinder- und Bilder-Bibel das ist: Auszug Biblischer Historien [...]. [Theil 1.]
Erfurt : Sauerländer, 1767.
BFSt: 65 B 8

Der Kupferstecher Matthäus Merian d. Ä. (1593–1650) wählte ein anderes Motiv und zeigt nicht vordergründig die Arche, sondern den Kampf von Mensch und Tier in den tosenden Wassern, die versuchen, an das rettende Ufer zu gelangen.

Merian legte 1630 eine Vollbibel in der Übersetzung Martin Luthers von 1545 vor, die er mit persönlich gefertigten Kupferradierungen ausstattete. Dieses als Merian-Bibel bezeichnete Werk gilt als ein Höhepunkt der Bibel- und Buchillustration des 17. Jahrhunderts. Die hier präsentierte Darstellung ist der Bibel entnommen, die 1704 bei Merians Erben mit den Originalkupfern aus Merians erster illustrierter Bibel gedruckt worden war.

Biblia, das ist Die gantze heilige Schrift [...].
Frankfurt am Main : Merians Erben, 1704
BFSt: 73 A 8

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Die Darstellung der Sintflut präsentiert wie die meisten Flutbilder die Arche Noah mit einem runden, stark geschweiften Schiffsrumpf, und einen Baum, den Menschen besteigen, um dem Wasser zu entkommen.

Die Sintflut

Lot und seine beiden Töchter verlassen die Stadt, die im Hintergrund brennt.

Sodom und Gomorra

Doré verwendete gerne die Chiaroscuro-Technik, die hell-dunkle Malerei kontrastiert. Diese Technik wurde in der vorliegenden Illustration zur dreitägigen Finsternis meisterhaft ausgeführt.

Die Plagen Ägyptens

Offenbarung des Johannes

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